SharePoint Online rühmt sich, eine tolle Lösung für viele Probleme zu haben. Angefangen von einer fix fertigen Infrastruktur, Entlastung durch Übernahme administrativer Tätigkeiten, laufende Updates und Support, über agiles Vorgehen bei der Entwicklung, fließender Übergang von OnPrem zu Online, eine mächtige Community, OpenSource Solutions bis zu einer tolle neue Oberfläche, Modern UI.
Wie aber sieht es damit im Detail aus?
Infrastruktur
Die Infrastruktur von SharePoint Online ist grundsätzlich ein guter Schritt in die Zukunft. Rechenleistung und Speicherplatz können schnell und problemlos an den Bedarf angepasst werden, ohne sich mit Hardwaredetails auseinander setzen zu müssen. Vorsichtig muss man allerdings bei den Limitationen dieser Online Infrastruktur sein, die nicht mit der, wie man sie OnPrem gewohnt ist, übereinstimmt. Im Detail stecken dann einige Überraschungen.
Die Erstellung von Site Collections kann online bis zu 24 Stunden dauern. Es wird von MS auch nur die Erstellung innerhalb dieser Zeit garantiert. Die Meldung “We’re still working on it and it might take 24 hours” kann dabei schon mal so manchen ungläubigen Blick verursachen.
Innerhalb einer Site Collection können online nur 2000 Sites insgesamt erstellt werden. OnPrem waren das 2000 SubSites pro Site. Ein kleines, aber wichtiges Detail, das gerne überlesen wird, denn baut man eine Solution, die viele Sites benötigt, ist man bei 2000 in einer Site Collection am Ende.
Zudem wird bei Individualentwicklungen weitere Ressourcen notwendig, um Funktionalitäten von OnPrem in Online nutzen zu können. Timerjobs aka Webjobs, Event Receiver aka Remote Event Receiver aka Webhooks oder Custom Services können nämlich nicht mehr ohne Azure oder einen anderen zusätzlichen Server betrieben werden.
Collaboration
Auch ein Teil der Infrastruktur von SharePoint sind die eingebundenen Collaborationtools. Eines dieser Collaborationfeatures, das von Google Docs schon bekannt ist, versucht MS mit Office 365 umzusetzen. Die Grundidee ein Dokument durch mehrere User gleichzeitig bearbeiten zu können ist großartig, nur stellen sich auch hier unerwünschte Probleme ein. Bearbeitete Dokumente werden nämlich oft automatisch von einem User im Verlauf der Bearbeitung gelockt und dieser Zustand kann nicht wieder aufgehoben werden, außer durch warten. Das Locken eines Dokuments ist durchaus in manchen Situationen sinnvoll aber nicht, wenn ein Dokument gemeinschaftlich bearbeitet werden soll. Die einzige Möglichkeit um diese Baustelle herumzuschiffen ist, das Locken von Dokumenten komplett auszuschalten. Sinnvoll oder nicht sei hier dahingestellt.
Außerdem in die Struktur des Sharepoints eingebunden ist bzw. wird ein anderes Collaboration Tool, Teams. Wieder eine gute Idee, dieses Mal von Slack abgeschaut, aber leider schlecht umgesetzt. Grundlegende Funktionen sind einfach nicht vorhanden bzw. arbeitsstörende Bugs werden nicht oder nur sehr langsam behoben. Es ist wie mit vielen anderen Bausteinen in der Infrastruktur: Sie sind einfach noch nicht einsatzbereit, auch wenn sich das Marketing von MS alle Mühe gibt, das in einem anderen Licht darzustellen.
Datenschutz
Zu guter Letzt ein Infrastrukturproblem, das nicht von MS selbst sondern von außen auf das Unternehmen und alle seine Kunden einwirkt. Der Datenschutz. Noch ist nicht klar, auf welche Daten welche Länder Zugriff haben werden. Damit stellt aber das Auslagern von sensiblen Daten in die Cloud ein Problem dar. Diese liegen in unterschiedlichen Rechenzentren verwaltet von internationalen Konzernen, deren Gerichtsbarkeit in ihren Heimatländern liegt. Zu hoffen ist, dass MS hier als Vorreiter eine für seine Kunden brauchbare Lösung findet.
Datenschutz: MS gegen Supreme Court
Datenschutz: Rechenzentren in Europa
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