Rainer Stropek (rechts) im Interview mit Nahed Hatahet (links) zum Global Azure Bootcamp 2015…
Nahed Hatahet: Hallo Rainer, am 25.04.2015 veranstaltest Du über die Global Azure Bootcamp Plattform auch 2015 das Community Event in Österreich zu Microsoft Azure in Leonding. Du selbst bist ja der Experte für Microsoft Azure und fest in der Community unterwegs und bist quasi die Stimme in Österreich für Azure und ich stelle fest, dass Du dies sehr erfolgreich praktizierst. Was ist der Reiz für Dich an diesen neuen Technologien mitzuwirken und warum bist Du so stark in der Community aktiv, ohne wirkliche Leidenschaft geht das nicht, oder? Hat man da noch Zeit für was anderes?
Rainer Stropek: Software ist bei uns nicht nur der Job, wir sind durch und durch begeisterte Entwickler. Insofern treffen wir uns gerne mit Gleichgesinnten, um Erfahrungen zu teilen. Cloud Computing ist eine Technologie und ein Geschäftsmodell, das uns seit langem fasziniert. Unsere eigene Firma könnte ohne die Cloud nicht funktionieren. Insofern ist es uns auch ein Anliegen, andere mit der Begeisterung dafür anzustecken.
Natürlich ist auch ein wenig Eigennutz dabei. Mehr Wissen in Sachen Cloud in Österreich bedeutet mehr Nachfrage, Geschäftspotential, erfahrene Entwickler, etc. Alles Dinge, die wir für positive Zukunftsentwicklung in unserer Branche brauchen. Nur über mangelnde Innovationsfreude oder Fachkräftemangel zu jammern, bringt nichts. Als IT-Unternehmen müssen wir die Zügel in die Hand nehmen und das Umfeld aktiv und positiv beeinflussen.
Nahed Hatahet: Was sind Deine Ziele mit dem Global Azure Bootcamp 2015? Warum soll man da hinkommen und welchen Mehrwert werden Besucher haben? Kannst du uns da Deinen Einblick dazu geben?
Rainer Stropek: Beim Global Azure Bootcamp haben wir darauf geachtet, einen guten Mix aus Themen für Anfänger und Fortgeschrittene zusammenzustellen. Außerdem war es uns wichtig, dass wir nicht nur das Thema Azure Cloud auf die Agenda setzen sondern auch das Zusammenspiel mit wichtigen, verbundenen Technologien wie .NET, AngularJS, Office365 oder Machine Learning zeigen. Wir hoffen, dass das Event dadurch für jeden etwas bietet, der heute oder in absehbarer Zukunft mit der Microsoft Cloud arbeitet.
Natürlich müssen aber auch die Rahmenbedingungen stimmen. Es gibt gutes Essen, ein T-Shirt als Erinnerung für alle Teilnehmer und vieles mehr. Wenn man schon einen Samstag investiert, müssen solche Dinge auch passen.
Nahed Hatahet: Viele Kunden aber auch Partner beschäftigen sich immer intensiver mit den Microsoft Cloud Themen und vor allem Microsoft Office 365 und Microsoft Azure. Dennoch meine ich, dass viele einfach überfordert sind. Eine neue Denkweise kommt auf alle zu, das Thema Sicherheit und Vertrauen kommt immer wieder auf und irgendwie scheint Microsoft Azure wirklich alles abzudecken. Genau diese Vielfältigkeit überfordert so manchen Kunden und Partner, vor allem scheint es, dass auch neue Business Modelle „her müssen“ um in Zukunft erfolgreich IT-Business anbieten zu können. Ich selbst freue mich sehr auf diese „Transformation“, aber ich glaube, dass wir in einer Aufklärungsphase sind und neue Dinge benötigen gerade in Österreich Zeit. Wie siehst Du das selbst und was tust Du, damit Kunden und Partner diese vielen neuen Technologien (wo sich auch „fast“ täglich etwas verändert) besser verstehen und damit „Business“ zu machen. Wie gehst Du mit den Ängsten der Menschen und dem Thema Sicherheit und Vertrauen um?
Rainer Stropek: Als ich vor über 20 Jahren aus der Schule kam, hat man mich schon gewarnt, dass die IT keine Branche zum Ausruhen ist. Heute finde ich, dass das Tempo im Lauf der Zeit nicht ab- sondern sogar noch zugenommen hat. Die Geschwindigkeit, mit der speziell in der Cloud neue Produkte und Dienste entstehen, ist beeindruckend und manchmal auch beängstigend. Umso wichtiger ist es, das man regelmäßig Zeit investiert, um auf dem Laufenden zu bleiben. Meiner Ansicht nach muss man sich auch manchmal auf den ersten Blick nicht so relevante Dinge ansehen, um auf neue Ideen oder Geschäftsmodelle zu kommen. Genau deshalb engagieren wir uns bei Events wie dem Global Azure Bootcamp.
In Österreich haben wir für IT grundsätzlich gute Rahmenbedingungen. Durch meine Community-Arbeit habe ich auch mit jungen Gründern in anderen Teilen der Welt zu tun. Dabei nehme ich wahr, dass die Bereitschaft für Neues und der unbedingte Wille zum großen Erfolg im Schnitt höher ist als bei uns. Zusätzlich gibt es in anderen Teilen der Welt speziell was Arbeitskosten betrifft vollkommen andere Rahmenbedingungen als bei uns. Umso wichtiger ist es meiner Ansicht nach, dass wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen sondern dafür sorgen, dass wir durch Produktivität und Kreativität die höheren Kosten ausgleichen. Wir müssen uns immer daran erinnern, dass gutes Leben und Sicherheit auch rasch in Bequemlichkeit umschlagen kann. Stattdessen heißt es den hohen, erreichten Standard nutzen, um auch hin und wieder neue Wege einzuschlagen und neugierig zu sein.
Nahed Hatahet: Meiner Meinung nach ist und bleibt diese Welt hybrid, so wie bei vielen anderen Dingen im Leben nun mal auch, also nicht nur in der Cloud und das ist gut so. Des Weiteren empfinde ich persönlich die neue Microsoft Openness als einen wesentlichen Erfolgsfaktor für Microsoft im Allgemeinen. Ich selbst arbeite z.B. auf Apple Devices (Mac Book Pro, iPad, iPhone) und es funktioniert auch alles sehr sauber und ich bin auch von z.B. Office 2016 für Mac (aktuell in der Preview verfügbar) überzeugt und arbeite auch gerne mit DropBox Technologie z.B. im privaten Umfeld und es ist schön, dass ich diese Technologie ebenfalls auch mit Office 365 nutzen kann. Auch die Bestreben in Richtung Open Source finde ich ebenfalls sehr positiv, schließlich kann man ja in Azure auch „fast“ jegliche Workload betreiben, also eben nicht nur Microsoft Software. Du hast da sicherlich als Microsoft Community Director für Azure in Österreich einen wesentlich besseren Einblick in das Unternehmen Microsoft. Ist die Zukunft von Cloud wirklich hybrid und wie siehst Du die neue Microsoft Openness? Ich denke es ist schwierig einen solchen großen Change in den Köpfen von allen Microsoft Mitarbeitern zu bekommen, schließlich ist das etwas komplett „anderes“ als in der Vergangenheit.
Rainer Stropek: Der Weg hin zu Open Source und Plattformunabhängigkeit ist meiner Ansicht nach genau der richtige für Microsoft. Microsoft wird wieder als cool und innovativ wahrgenommen. Scheuklappen wurden abgelegt. Während ich vor einigen Jahren zu zweifeln begonnen habe, bin ich heute wieder stolz, mich auf Microsoft-Technologie zu fokussieren. Natürlich bedeutet dieser Paradigmenwechsel eine Änderung. Die gewohnte, jährliche .NET Version gibt es nicht mehr. Man muss sich laufend mit kleinen Änderungen auseinandersetzen und Abhängigkeiten ganz bewusst managen. Außerhalb der Microsoft-Welt ist das seit Jahren normal. Diese Art des Arbeitens kommt jetzt auch im Microsoft-Universum an. Hier sind Beratungsunternehmen gefordert, Kunden, die nicht primär IT als Geschäftszweig haben, beim Bewältigen dieser neuen Herausforderung zu helfen.
Was deine Frage nach hybriden Lösungen betrifft, denke ich, dass es diese speziell bei größeren Unternehmen immer geben wird. Es gilt, bestehende Investitionen zu nutzen oder besonders heikle Systeme auch physisch Vorort zu halten. Für kleine und mittelständische Unternehmen glaube ich, dass mittel- bis langfristig reine Cloudumgebungen die Regel, nicht die Ausnahme sein werden. Raphael Schwarz wird am Global Azure Bootcamp einen Vortrag zum Thema „Das serverlose Unternehmen“ halten. Das geht genau in diese Richtung.
Nahed Hatahet: Rainer, Du hast ja selbst auch ein Unternehmen und betreibst eine in Azure betriebene Zeiterfassungs-Lösung (http://www.timecockpit.com) für Kunden und dies sehr erfolgreich. Das ist Pionierarbeit, vor der ich auf jeden Fall meinen Hut ziehen möchte, Du machst auch das ja schon einige Zeit. Was hat Dich bewegt mit Deiner Firma ein „Frontliner“ zu sein und was bietest Du Deinen Kunden hier an? Wie gehst Du mit dem Thema Datensicherheit und Vertrauen eigentlich um? Welchen Vorteil haben Kunden gegenüber ähnlichen Lösungen die nicht in der Cloud betrieben werden?
Rainer Stropek: Software als Service anzubieten, war für uns vom ersten Tag an klar. IT Infrastruktur und Betrieb ist aber nicht unsere Kernkompetenz. Wir möchten uns auf die Softwareentwicklung konzentrieren. Die Cloud, und da speziell Platform-as-a-Service, ermöglicht uns das. Wir betreiben an die 150 Datenbankcluster, zig Webfarmen, u.v.m. Dafür haben wir keinen einzigen, dedizierten Administrator. Cloud ist für uns daher nicht nur ein nice-to-have, sie hat unser Geschäftsmodell überhaupt erst ermöglicht.
Das Thema Vertrauen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Gerade die Microsoft-Cloud erfüllt sehr hohe Datensicherheitsstandards und unterwirft sich auch dem Europäischen Datenschutzrecht. Kunden entscheiden aber nicht nur auf Basis von Normen und Standards, das individuelle Vertrauen und Gefühl spielt eine große Rolle. Die Spionageskandale der letzten Jahre haben Missverständnisse und Vorurteile entstehen lassen. Meiner Meinung nach sind wir als SaaS-Anbieter gefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten. Business-Angebote wie Microsoft Azure kann man nicht mit Consumer-Cloudprodukten vergleichen. Hier gelten andere Spielregeln. Wir müssen mit Kunden offen über Vorteile, Nachteile und Risiken diskutieren.
Nahed Hatahet: Meine letzte Frage, weil ich viele darüber von Dir lesen kann. Was hat Microsoft Azure mit Bienen und Bienenzucht gemeinsam und wieso interessierst Du Dich so sehr für Bienen?
Rainer Stropek: Stimmt, das Halten von Bienen ist seit einigen Jahren mein Hobby geworden. Mir hat es wieder mehr Bezug zur Natur zurückgegeben. Früher hatte ich keine Ahnung, ob Hasel oder Kirsche früher blühen. Heute weiß ich das genau. Außerdem ist es spannend zu sehen, wie die Natur Schwarmintelligenz über Millionen von Jahren entwickelt hat. Von Bienenvölkern kann man in dieser Hinsicht noch sehr viel lernen. Wer es genau wissen möchte, was man als Softwareentwickler von Bienen lernen kann, kann einen Blick auf meinen diesbezüglichen Vortrag auf der BASTA letztes Jahr werfen (https://bienenimgarten.wordpress.com/2014/11/28/video-softwareentwicklung-und-honigbienen).
Nahed Hatahet: Rainer vielen Dank für Deine Zeit und das wertvolle Gespräch für mich und ich will mich auch bei Dir persönlich für Dein Community Engagement bedanken, vor allem, weil man bei Dir die Passion spürt. In der heutigen Zeit ist das sehr wichtig.